Weihnachten: Spurensuche zwischen Ochs und Esel

Corona bringt uns Weihnachten näher

Eine Mutter bringt ein Kind zur Welt. Sie hat sich für das Kind entschieden, obwohl die Rahmenbedingungen recht ungünstig sind. Joseph, ihr Verlobter, zeigt sich überzeugt, dass er nicht der Vater ist. Er überlegt sogar, Maria deshalb zu verlassen. Ein Akt der Liebe in einer Zeit, in der es wichtig war, dass Kinder einen fest definierten Vater haben. Erst ein Traum stimmt Joseph um. Er nimmt das Kind als sein eigenes Kind an.Evangelien und theologische Tradition sprechen von einer Jungfrauengeburt. Die Bibel spricht nebulös davon, dass der Heilige Geist über Maria gekommen sei. Die theologische Botschaft ist keine naturwissenschaftliche Erklärung. Die Jungfrau steht für die Offenheit für Gott.  Es wäre nicht sinnvoll, zu unterstellen, dies sei  biologisch gemeint. Wir erfahren aus meiner Sicht nur, dass die Entstehung des Kindes nicht als Makel gedeutet wurde, sondern als göttliches Wirken. Nicht die Dinge beunruhigen uns, sondern die Deutung der Dinge, habe ich von  Watzlawick gelernt. 

Maria und Joseph suchen eine Herberge. Doch die sind alle geschlossen. Die Geburt erfolgt daher im Stall. Die Tradition fügt einen Ochs und einen Esel hinzu. Die Evangelien gehen in jedem Fall von einer Corona-konformen Weihnacht mit nur einem Haushalt aus.  Das sollte sich freilich bald ändern.

Es waren Hirten auf dem Feld, erfahren wir im Lukasevangelium. Sie erfuhren von der Geburt. Ein Engel sei erschienen. Die Hirten besuchen das Kind und fallen auf die Knie. Sie beten an. Die Ehrfurcht der Situation lässt vermuten, dass der Abstand eingehalten wurde. All das geschieht am Rand der Weltgeschichte. Die großen Schlagzeilen schreibt Rom, die europäische Macht, die das Mittelmeer und die angrenzenden Länder beherrscht. Auch Israel, das auserwählte, ohnmächtige Volk.  Die Begegnung mit Gott gelingt scheinbar leichter, wenn nicht der Lärm der Stadt stört. Deshalb zogen sich Gottsucher immer wieder in die Einsamkeit zurück. Wir finden Gottes Spuren eher nicht auf dem Weihnachtsmarkt. Wir sehen ja auch keine Sterne, wenn wir in der Großstadt zum Himmel blicken. Und wir finden auch nicht Gottes Spuren, wenn wir selbst unruhig von Termin zu Termin hetzen. 

Insofern ist ein Lockdown der ideale Zeitpunkt, um in der Stille der eigenen Wohnung auszuharren und nach dem Grund der eigenen Existenz zu forschen. 

Maria erlebte die Geburt ihres Kindes als Wunder. Zumindest lässt dies der Besuch bei ihrer Cousine Elisabeth vermuten. Dort preist sie Gott, der Großes an ihr getan habe. Tatsächlich erinnern sich auch nach zweitausend Jahren Menschen noch dankbar an das Jawort von Maria. Ja, ich nehme dieses Kind an. Und ja, ich begleite dieses Kind. Nach dem biblischen Zeugnis muss sie erleben, dass dieses Kind vor ihr stirbt. Getötet von den römischen Besetzern. Getötet, obwohl das Kind nie zum Kampf aufgerufen hat. Es ist der Albtraum aller Eltern, dass das Kind vor den Eltern stirbt. Denn im Kind soll doch das Leben weitergehen, wenn die Eltern sterben. 

Doch die christliche Botschaft bleibt nicht beim Grab stehen. Sie wagt den Blick hinter den Vorhang. Nicht der Tod hat das letzte Wort, sondern das Leben. Alle Angst, alles Leid, alle Gewalt, alle Ungerechtigkeit haben im Licht der Ewigkeit keine Bedeutung. Am Ende siegt das Leben. 

Und  so ist Weihnachten eine Botschaft der Hoffnung für eine Welt, die nach einem Happy End dürstet.