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O Schlüssel Davids

O Schlüssel Davids,
Zepter des Hauses Israel –
du öffnest, und niemand kann schließen,
du schließt, und keine Macht vermag zu öffnen:
o komm und öffne den Kerker der Finsternis
und die Fessel des Todes!

Der Schlüssel allein hilft nicht weiter. Die Studentin steht vor der alten Tür. Verzweifelt versucht sie, den Schlüssel im Schloß zu bewegen. Aber die Tür öffnet sich nicht. 

Die Nachbarin hilft. Man muss den Schlüssel etwas zurückziehen und dann drehen. 


Der Schlüssel allein reicht nicht. Aus christlicher Perspektive ist Jesus der Schlüssel zum letzten Sinn des Lebens. Doch in der Szene vom Weltgericht zeigt sich, dass manche den Schlüssel falsch anwenden. 


Wo haben wir Dich hungrig gesehen? Wenn wir geahnt hätten, dass Du da sitzt, hätten wir natürlich geholfen. Wenn es mir am Ende der Zeit einen Vorteil bringt, helfe ich natürlich. Mit dieser Einstellung blockiert der Schlüssel. 


Jesus selbst ist der Schlüssel. Und es kann sein, dass Menschen, die noch nie von ihm gehört haben, diesen Schlüssel intuitiv besser nutzen als die Christen. Denn eigentlich ist es ganz einfach: sich dem Du liebevoll ohne Gegenleistung zuwenden ist der Schlüssel. Jesus hat das vorgelebt. Natürlich kann es sein, dass man aus Liebe sich trennen muss, um sich und andere zu schützen. Das ist immer schmerzhaft. 


Jesus ist der Schlüssel. Die Kirche ist nicht der Schlüssel. Die Kirche ist der Acker, in dem es sich lohnt, den Schlüssel zu suchen. Der Blick auf das Verhalten der Christen kann irritieren und manchmal  abschrecken. Bereits die Jünger Jesu verstanden nicht immer, welchen Schatz sie in Jesus gefunden hatten. 



In Jesus wird nach christlichem Verständnis Gott sichtbar. Gott aber ist die Liebe. 

All you need is love? 

Alles, was ich brauche, ist Liebe?

Aber was ist Liebe? 



Wer liebt, blickt anders auf die Welt. Wer liebt, sieht durch die Regeln auf den Menschen. Wer liebt, lebt in einer eigenen Welt. Wer liebt, sieht Menschen anders an. Die Liebe gibt die Freiheit, anderen auf neue Weise zu begegnen. Die Liebe ist leise. Sie hat es nicht nötig, zu revoltieren, sie verändert die Welt im Kleinen. Im Innersten weiß sie, dass alle Regeln und Gesetze vorläufig sind. Lass die Regeln. Erfülle sie, aber sieh durch sie hindurch auf das Wesentliche. Aus der Perspektive der ewigen Zeitenstille zählen die Augenblicke, in denen wir uns dem anderen zuwenden, nicht jene, in denen wir Gesetze befolgten. Jesus unterstreicht, dass er nicht gekommen ist, das Gesetz aufzuheben. Er erfüllt das Gesetz. Aber sein Maßstab, Gesetze zu erfüllen, ist die Liebe...die aber nichts mit romantischer Verliebtheit zu tun hat. Die Liebe beginnt ja gerade da, wo es schwer wird, die andere Perspektive auszuhalten. 

Petrus bekommt den Schlüssel zum Himmelreich. Hat er wirklich verstanden, was das bedeutet? Haben die Päpste, die sich auf ihn berufen, verstanden, was Jesus wollte? 

Wir alle bleiben Laien und Lernende.

Jesus lebt eine Liebe, die nicht bindet, sondern befreit. 

Diese Liebe stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen. 

Es gibt ja die Geschichte vom Besuch Jesu bei der Familie von Petrus:

Simon, genannt Petrus und Andreas kommen zu ihrer Familie zurück. Sie bringen Besuch mit: Jakobus,  Johannes und Jesus.  

Ja, sie hatten alles verlassen. Und doch bleibt eine Verbindung. Nun ist es wichtig, dass sie wieder zurückkehren. Die Schwiegermutter des Petrus ist schwer krank. 

Ja, sie hatten alles verlassen. Darauf weist Petrus selbst an anderer Stelle (Lk 18,28) hin, verbunden mit der unausgesprochenen provokanten Frage: Was haben wir jetzt davon?

Der Aufbruch des Petrus führte dazu, dass seine Frau ihren Mann verlor...zumindest darf dies vermutet werden. Die orthodoxe, armenische und römische Tradition kennt zudem noch eine Tochter des Petrus, die allerdings in der Bibel nicht erwähnt wird: Petronilla

Jesus, wegen dem Petrus und Andreas ihre Heimat aufgegeben hatten, lebte ehelos. Zumindest werden die biblischen Texte von den Theologen zumeist so gedeutet. Diese Ehelosigkeit bedeutete aber keinen asketischen Verzicht, sondern bewusste Gestaltung von freundschaftlichen Beziehungen. Besonders das Johannesevangelium betonte die herzliche Wärme der Beziehungen, die er pflegte: "Denn Jesus liebte Martha, ihre Schwester und Lazarus." (Joh 11,5) 

Der Besuch bei der Schwiegermutter nimmt die verwandtschaftliche Beziehung des Petrus zu seiner Schwiegermutter ernst. Der Besuch ist von Herzlichkeit und Nähe geprägt. Zugleich ist es keine exklusive Zuwendung. Nicht nur die Schwiegermutter findet in der Nähe des Besuchers Heilung, sondern "die ganze Stadt". 

Die exklusive Beziehung zwischen Petrus und seiner Frau tritt zurück und öffnet den Blick auf die Stadt, in der er lebt. Das ist auch die Wirkung des Zölibats in seiner tieferen Bedeutung: Er steht nicht für Beziehungslosigkeit, sondern für eine freigebende Liebe, die immer wieder loslässt. Loslassen aber kann nur, wer sich zuvor als geliebt erfahren hat. Schenken kann nur, wer sich reich beschenkt weiß. 

Jesus ist der Schlüssel, um diese Form der schenkenden Liebe zu verstehen und immer besser zu leben. Wir haben ein Leben lang Zeit, zu üben. 

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