Gedanken zu Joh 1, 19 - 28
Wer bist Du? Es scheint, als habe zumindest Namika eine Antwort gefunden. Vielleicht fällt die Antwort mit Mitte 20 leichter als kurz vor 50? Vielleicht ist aber die Antwort auch das Ergebnis eines langen Prozesses.
Wer bist Du? Ich bin kein Befreier. Ich bin kein Heiliger. Ich bin kein Prophet. Bevor Johannes, diese Heuschrecken essende Spaßbremse aus der Wüste, erklärt, warum er tut, was er da tut, erklärt er erst einmal, wer er nicht ist.
Wer bist Du? Während Jesus für gutes Essen und leckeren Wein bekannt war und sich mit Frauen und Menschen mit zweifelhaftem Ruf traf, fasteten die Jünger des Johannes. Nun gut, auch Jesus fastete, allerdings nur zu bestimmten Zeiten, zum Beispiel für 30 Tage in der Wüste, um sein Wirken vorzubereiten.
Wer bist Du? Auch bei Namika fällt die Antwort nicht so klar aus. Auch sie betont in ihrem Lied über sich selbst, dass sie sich den Kategorien entzieht. Und doch nicht schüchtern oder unsicher: sie sei die Antwort, auf das, was das Land gerade braucht.
Mitten unter Euch steht der, den ihr nicht kennt. Johannes betrachtet sich als Wegweiser für einen anderen.
Mitten unter Euch steht der, den ihr nicht kennt. Kennt man nach dem Lied Namika. Natürlich nicht. Es braucht mehr als ein Leben, um einen Menschen kennenzulernen. Wer 16 Jahre mit einem Menschen verheiratet ist, hat manches über ihn erfahren und doch bleibt manches Bild unvollständig.
Mitten unter Euch steht der, den ihr nicht kennt. Klar, da ist Jesus gemeint. Und es ist schon spannend, sich vorzustellen, dass er einfach in der Menge steht und nicht erkannt wird. Er scheint zunächst einmal weniger Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen als dieser Wüstenheiliger. Das ist ja bereits das Geheimnis der Weihnachtsgeschichte. Gott begegnet da, wo wir ihn nicht erwarten würden. Er begegnet im Kind. Er begegnet den Hirten. Er begegnet nicht da, wo die weltlichen Herrscher wohnen. Und wir lernen einen Menschen auch da besonders gut kennen, wo wir unsere festen Bilder von ihm loslassen.
Wer bist du? Später stellt Jesus selbst die Frage, wenn auch etwas variiert: Für wen halten die Menschen mich? (Mt 16,13) Nach diversen Antwortversuchen kommt Petrus mit einer Antwort, die aus christlicher Sicht theologisch schon einmal mit summa cum laude bewertet werden kann: "Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes."
Hat er also verstanden, wer Jesus ist? Nur wenige Verse später scheitert Petrus krachend bei der Frage, was dieses Bekenntnis nun konkret bedeutet.
Jesus deutet schon mal an, dass er in Jerusalem gewaltsam zu Tode kommt. Petrus möchte das verhindern. Jesu Reaktion ist ein Schlag in die Magengrube des Musterschülers: "Tritt hinter mich, Du Satan!" Vielleicht hat sich Petrus wie die Wise Guys öfters gesagt: Es ist nicht immer leicht, ich zu sein.
Wer bist du? Diese Frage scheint nicht wirklich leicht zu beantworten. Trotzdem lohnt es sich, dem Geheimnis des Ich und des Du Zeit zu geben. Dann entdecken wir immer neue Facetten und erahnen vielleicht, welchen tieferen Sinn unsere Existenz im Licht der Ewigkeit hat.