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Jesu Streß mit der Verwandtschaft

Denn sie dachten, er sei von Sinnen

Als Babys sind sie alle süß! Das ändert sich aber später in der Pubertät. 

Pubertät, das ist jene Zeit, in der die Eltern schwierig werden. Das empfinden viele Jugendliche so. 

Mit 18 sind sie dann für sich selbst verantwortlich, sagt das Gesetz. Doch irgendwie fühlen sich Eltern dann weiterhin verantwortlich. 

Die Darstellungen von Jesu Familie zeigen meist eine heile Welt. Und viele Katholiken streben dieser Perfektion nach. Zumindest solange, bis das eigene Kind andere Wege geht als erwartet. Manche Eltern haben dann doch das Bedürfnis, das Kind mit Gewalt von seinem Weg abzubringen. 

Eltern schwieriger Kinder wissen: das geht schief. 

Gerade deshalb ist es beruhigend, dass uns das Markusevangelium diese Szene überliefert:

In jener Zeit

ging Jesus in ein Haus, und wieder kamen so viele Menschen zusammen, dass er und die Jünger nicht einmal mehr essen konnten.

Als seine Angehörigen davon hörten, machten sie sich auf den Weg, um ihn mit Gewalt zurückzuholen; denn sie sagten: Er ist von Sinnen. (Mk 3, 20-21)

 

Als gläubiger Christ weiß ich natürlich, dass Jesus nicht von Sinnen war. Aber das ist für die handelnden Personen in der Geschichte  nicht so klar.

Warum ein Mensch so handelt, wie er handelt, ist uns oft unverständlich. Und wir sind besonders irritiert, wenn wir eigentlich glaubten, den Menschen gut zu kennen. Was tun? Ein Gespräch kann helfen, dachte sich wohl die Mutter Jesu, die offensichtlich auch nicht wusste, wohin das führen wird: 

 

Da kamen seine Mutter und seine Brüder; sie blieben vor dem Haus stehen und ließen ihn herausrufen. (Mk 3,31)

 

Jesus aber kam nicht. Kein Dialog. Kein einfühlsames Wort. Es wirkt kalt und abweisend. Ein Gespräch ist halt nicht immer die Lösung. 

 

 Manchmal ist uns der Mensch, den wir lieben, in dem fremd, was er tut. Manchmal denken wir völlig zu Recht, dass er umkehren sollte, weil er in eine Sackgasse läuft. Manchmal gelingt es uns trotz aller Mühe nicht, den geliebten Menschen aus der Sackgasse rauszuholen. Die Liebe erträgt das, lässt den Geliebten nicht fallen und vertraut darauf, dass am Ende alles gut wird...spätestens in der ewigen Zeitenstille. 

 

Perspektivwechsel: Es gibt Situationen im Leben, in denen ich entscheiden muss, ob ich Erwartungen anderer erfülle oder meinen eigenen Weg gehe. Das ist besonders hart, wenn ich mit meiner Entscheidung Menschen enttäusche, die ich liebe.  So eine Entscheidung kann zu Entfremdungen und Spaltungen führen. Solche Entscheidungen bringen vielleicht Unfrieden und das Ende von Beziehungen. Doch es ist wichtiger, dem treu zu bleiben, was man im Innersten will als Wege zu gehen, um andere kurzfristig glücklich zu machen. 

 

Die Mutter Jesu erträgt die Abweisung und steht trotzdem später unter dem Kreuz... und erfüllt damit am Ende das Kriterium dafür Jesu Verwandte zu sein: 

 

Wer den Willen Gottes erfüllt, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter.

(Mk 3,35)

 

Jesus ging seinen Weg mit traumwandlerischer Sicherheit. Oft genug missverstanden von Verwandten, Aposteln und anderen. Mein Weg kennt nicht diese Sicherheit. Und den richtigen Weg für einen anderen zu kennen, ist erst recht unmöglich. Das Leben geht meist auf Seitenwegen. Und in mancher Sackgasse öffnet sich plötzlich eine Tür, mit der keiner gerechnet hätte. Leben ist eben Veränderung. Deshalb macht es Sinn, auch in schlechten Phasen optimistisch zu bleiben. 

 Tu, wozu es Dich im Innersten drängt! 

 Egal was passiert, es wird gut. Gott sei Dank!