Von der Kunst, alles loszulassen
Was bleibt, wenn alle Sicherheiten verloren gehen? Was bleibt, wenn die heile Welt zerbricht? Was bleibt, wenn Träume zu Albträumen werden?
Die letzten Monate waren eine Fastenzeit. Die letzten Jahre waren bei mir eine Wüstenwanderung. Und seit Corona wurden viele mit mir in die Wüste gestoßen. Geschäfte schließen. Kultur liegt brach. Eltern, Kinder und Jugendliche kämpfen mit der digitalen Alternative zur Schule. Zukunftsangst und Depressionen greifen um sich.
Was trägt?
Viele Ablenkungen fallen weg. Cafés sind geschlossen. Schwimmbäder auch. Wir können nicht mehr reisen. Und auch Tanzen oder im Chor singen entfällt.
Kunst und Kultur liegen brach. Nur Gottesdienste finden statt. Doch viele haben aufgegeben, den letzten Sinn in den Religionen zu suchen. In den christlichen Gemeinden fehlt manchem die gegenseitige Bestätigung, dass das Familienglück Zeichen der Existenz Gottes ist. Doch Gott, so der Eindruck vieler, ist selbst längst ausgetreten. Er wollte lieber bei den Suchenden sein als bei den Satten.
Kirchensteuer und Zuwendungen des Staates, prachtvolle Gebäude und organisierte Wohlfahrtsverbände verstellen manchmal den Blick darauf, dass all das nicht Gott ist, sondern die Antwort von Menschen auf soziale Bedürfnisse.
Vielleicht sollten die Kirchen Dankgottesdienste für Menschen feiern, die austreten. Vielleicht gibt es sogar eine Berufung zum Austritt aus der Kirche,,,hinaus aus der Sicherheit der Institution, hinein in die Wüste.
Weg von der reichen Kirche, die niemanden braucht, hin zur Minderheit, die zur Erfüllung ihrer Aufgaben auf Bündnispartner angewiesen ist.
Schade, dass die Bischöfe sich nicht - wie eigentlich geplant - in Dresden treffen konnten. Vielleicht hätten sie eine Ahnung davon bekommen können, wie die Kirche der Zukunft in Köln, Freiburg und Regensburg aussehen könnte. Kirche als Mitspieler im Orchester für Menschen, deren Leben nicht perfekt ist. Broken Perfection. Mit Sicherheit nicht die schlechteste Perspektive.