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O Weisheit

Die römische Liturgie kennt an den letzten Tagen vor der Geburt Jesu eine Reihe von Anrufungen, die zum Geheimnis des Weihnachtsfestes aus christlicher Perspektive hinführen. Es beginnt am 17. Dezember mit O SAPIENTIA. 

O Weisheit,
hervorgegangen aus dem Munde des Höchsten –
die Welt umspannst du von einem Ende zum andern,
in Kraft und Milde ordnest du alles:
o komm und offenbare uns
den Weg der Klugheit.

König Salomon wünschte sich ein hörendes Herz. Jesus empfahl, sich Schätze im Himmel zu suchen statt weltlichem Reichtum, der vergänglich ist. Paulus erklärte, dass gerade Jesu Ende am Kreuz mehr Weisheit zeigt als die Welt ahnt. 

Weisheit sieht Erfolg nicht in Reichtum und langem Leben. Weisheit hat als Zielpunkt eigener Entscheidungen die Ewigkeit. Liebe und tu, was Du willst! Dieser Satz, der Augustinus zugeschrieben wird, ist Ausdruck eines Blicks über den Alltag hinaus: Tu, wozu es Dich im Innersten drängt. Tu, was auch dann noch Wert hat, wenn alle Strukturen zerbrechen. Liebe, auch wenn diese Liebe jetzt nicht verstanden wird. Lasse Dich auf andere ein, aber lass andere auch ihren eigenen Weg gehen. Lass Dich nicht aufhalten, Deinen Weg zu gehen. Suche zwischen all den Stimmen, in all der Aufgeregtheit und Angst das leise Säuseln des göttlichen Atems, aus dem alles hervorgegangen ist. Lass los, was Dich hindert, Deinen Weg zu gehen. Aber lass nicht hilflos zurück, wem Du Dein Herz geöffnet hast. Kämpfe nicht gegen vergängliche Strukturen. Lege Spuren der Liebe. Lerne Seelen zu berühren. Gerade Corona kann helfen, zu verstehen, dass Abstand Ausdruck von Liebe sein kann. Denn der Körper vergeht. Mitten in den Strukturen, in die Du gestellt wurdest, sei Bote der Hoffnung. Verzweifle nicht, wenn Du selbst scheiterst. Steh neu auf. Iss und Trink. Sonst ist der Weg zu weit für Dich.  

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