Die Begegnung mit dem Göttlichen geschieht in zerbrechlichen Bildern. Es sind Spuren am Rande des Alltags oder in Träumen.
Nicht greifbar und nicht reproduzierbar für die Forschung, aber im Innersten aufrüttelnd und verändernd.
Im Morgenrot kommen drei Frauen. In langem weinrotem Ballkleid. Sie setzen sich an die Seiten eines dreieckigen Tisches aus massivem Buchenholz unter einer Linde. Stehend schenke ich ihnen Tee ein. Eine trägt goldenes langes Haar. Eine hat braune Locken. Eine schwarzes, kurzes Haar. Ernst blicken sie mich an:
"Ernst-Ulrich. Deine Frau wird Mutter werden."
"Wir können keine Kinder kriegen.", antworte ich.
Wie Glocken klingt ihr Lachen.
"Diese Generation erlebt Wunder, die Menschen über Jahrtausende erträumten. Ein kleines Gerät öffnet Dir das Wissen der Welt. Du redest in Sekunden mit Menschen auf der ganzen Welt. Du reist an einem Tag 500 Kilometer. Und ausgerechnet Du Theologe weigerst Dich, an Wunder zu glauben?"
Abraham begegnet Gott bei den Eichen. 3 Männer kommen zu Besuch. Die Botschaft: Deine Frau wird ein Kind bekommen.
Moses steht am Dornbusch. Er brennt, verbrennt aber nicht. Moses bekommt den Auftrag, das Volk aus Ägypten zu führen.
Wo das Göttliche in den Alltag einbricht, verändert sich alles. Das Göttliche erfordert vollen Einsatz.
Jesus wendet sich mit Leib und Blut den Menschen zu. Es ist ein Leben, das sich ganz einbringt und auch den eigenen Tod nicht scheut.
Niemand hat größere Liebe als die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde (Joh 15,13)
Das ist das Wort des Ohnmächtigen, der selbst bedroht ist und leidet. Im Mund des Mächtigen im Palast ist es Hohn und Spott.
Tut das zu meinem Gedächtnis!
Stellt die Schwachen und Ohnmächtigen in den Mittelpunkt. Seid selbst glaubwürdig, indem ihr selbst eure Grenzen kennt und akzeptiert:
„Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ (2. Korinther 12,9)
Warum ist diese Ohnmacht wichtig?
Der Mächtige braucht andere Menschen, um seine eigene Agenda durchzusetzen. Der Ohnmächtige braucht andere Menschen, um gemeinsam den Alltag zu meistern.
Der Ohnmächtige freut sich über die Talente, die andere einbringen. Der Mächtige hat Angst vor Menschen, die seine Macht gefährden könnten.
Der Mächtige muss alles selbst kontrollieren. Der Ohnmächtige trägt zur Gemeinschaft das bei, was er leisten kann.
Johannes überliefert die Geschichte von dem kleinen Jungen, der 5 Brote und 2 Fische hat. Die Jünger rechnen: Das reicht nicht für so viele Menschen.
Jesus aber arbeitet mit dem, was da ist.
Am Ende bleiben 12 Körbe übrig.
Man kann das im Rückblick sicher erklären. Vielleicht gab es doch mehr Menschen, die Vorräte hatten und auch teilten?
Entscheidend aber ist, sich mit seinen wenigen Möglichkeiten einzubringen.
Brecht das Brot! Teilt mit anderen den Wein der Freude! Siehe, ich habe mich mit Leib und Blut bis in den Tod eingebracht. Ich bin da, wenn ihr in Eucharistie und Abendmahl daran erinnert. Ich bin da, wenn ihr selbst eure Leben in den Dienst anderer stellt. Tut dies zu meinem Gedächtnis!