Mit Jesus tanzen.

Jesus tanzt. 

Das passt manchen nicht. Ungläubig stehen die Beobachter auf Abstand. Dieser Jesus entspricht nicht ihren Erwartungen. 

Kalte Dissonanz

Jesus lässt sich davon nicht irritieren. Er wendet sich der Tänzerin mit freundlichen Augen zu. Sein rechter Arm weit offen. Eine Einladung an die Menge? Oder auch an den Betrachter? 

In diesem Moment ist er ganz für seine Tänzerin da. Er bindet sie nicht. Sie könnte jederzeit gehen. Doch ihre Hand berührt ihn sanft.

Zärtliche Nähe spricht auch aus der Art, wie sein linker Arm ihre Taille umfängt. 

Heilende Konsonanz.

Jesus tanzt. 

Das steht so nicht in der Bibel. Doch Jesus geht auf Hochzeiten, verwandelt Wasser in Wein, stellt Kinder in den Mittelpunkt und steht im Ruf, gutem Essen und Trinken nicht abgeneigt zu sein. Beim letzten Abendmahl liegt sein Lieblingsjünger an seiner Brust, seine Füße werden mit Öl behandelt. Er berührt und wird berührt. Er schließt Freundschaften und pflegt diese leidenschaftlich bis in den Tod.

Wahrer Mensch.

Tanzen ist Beziehungs- und Berührungskunst. Der Körper wird zum Instrument der  schöpferischen Begegnung.

Jesus tanzt.

Nein, er steht nicht einfach nur da. Sein rotes Gewand fliegt im Sturm der liebevollen Zuwendung zum Du und tanzt mit dem leichten Blau des Kleides der Tänzerin, die sich selbst mit ganzem Herzen ihm zuwendet. Ihre nackten Füße lassen sie zusätzlich verletzlich erscheinen. Viele Menschen, die Jesus begegnen, spüren, dass sie hier zu sich und zur Quelle des Lebens finden. Wer dieses Wasser trinkt, wird den Tod nicht fürchten.

Wohin sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens!

Wahrer Gott.

Tanz führt Christen ins Zentrum ihres Bildes von Gott. Dreifaltigkeit ist Tanz im Dreiklang von Vater,Sohn und Geist. Als Ebenbild dieser göttlichen Gemeinschaft sind wir zum Mittanzen aufgefordert. 

Gott tanzt. 

Die ganze Schöpfung tanzt. Jedes Atom, jede Zelle des Körpers, alle Planeten und Sonnen im Universum. Stillstand ist Tod. Bewegung ist schöpferisch. Am Ende aber siegt das Leben.

Jesus tanzt anders.

Seine Nähe ist befreiend. Seine Nähe zielt auf Freiheit. In ihm finden Menschen ein lebendiges Wasser, das durch alle Krisen trägt. 

Wo Menschen dieses Wasser finden, tanzen sie, 

wie einst die jungen Männer in der Löwengrube. 

wie einst David vor der Bundeslade

wie von Ewigkeit die Weisheit vor Gott. 

wie der Vater nach der Rückkehr des Sohnes. 

Mit Jesus tanzen. 

Nicht jeder Tänzer ist begabt und nicht jeder Tanz gelingt. Manchmal tritt man auf die Füße. Mancher klammert zu sehr. Manchmal fehlt es an Figuren, um den Grundschritt aufzulockern. Tanz lebt von Regeln, aber auch von fantasievollen Kombinationen. 

Nicht jeder Tanz befreit und heilt.

Nicht jeder Tanz erlöst und erfreut das Herz. 

Als Mose am Berg war, wurde das Volk ungeduldig.

Es machte ein goldenes Kalb und tanzte um das Kalb. 

Als die Tochter des Herodes tanzte, verlangte sie anschließend das Haupt des Täufers Johannes.

Mancher Tanz ist perfekt, aber ihm fehlt die Liebe.

Jesus tanzt. 

Viele christlichen Gemeinden haben da Zweifel. Stehen die Zweifler auch im Bild im Hintergrund? Hat da nicht einer sogar eine Bischofsmütze auf? 

Wie kann Jesus mit Zöllnern und Sündern essen?

Wie kann Jesus mit der Frau am Jakobsbrunnen sprechen? 

Wie kann die Botschaft der Frauen am Grab stimmen? 

So fragen sich die männlichen Jünger und die Mächtigen seiner Zeit. 

Ein dunkel gekleideter Mann mit langem Bart und zwei Auswüchsen am Kopf sieht von Weitem zu. Ist es Moses, der häufig so dargestellt wird? Das blaue Gewand wirkt an seinen Füßen wie ein Meer von Wellen...wie das Meer, durch das Israel ging...

Diesmal muss Moses nicht empört einschreiten. 

Dieser Tanz gleicht sich nicht der Welt an. 

Dieser Tanz folgt dem Flötenspiel der Kinder. 

Tanz und Musik sind menschlich und göttlich,

weil sie ohne Übersetzung verstanden werden.

Jesus lädt ein, unbeirrt Gottes Spuren zu suchen

und seiner Einladung zur Hochzeitsfeier zu folgen.

Es gibt Essen und Trinken, Musik und Tanz. 

Warum tanzt ihr nicht mit? (Mt 11,17)