Das ist nichts besonderes: den Menschen lieben, von dem man geliebt wird.
Die Challenge ist: den Menschen lieben, von dem man gehasst wird.
Das ist nichts besonderes: Geld leihen und wissen, dass man es wieder bekommen wird, vielleicht sogar mit Zinsen.
Die Challenge: Geld leihen und wissen, dass man es nicht wieder bekommen wird.
Der historische Kontext, in dem Jesus auftritt, schreit nach einer Lösung. Rom herrschte mit Gewalt im Land. Herodes und seine Söhne saugten das Land aus. Pilatus war Teil eines korrupten Systems. Scheinbar blieben nur drei Möglichkeiten, auf diese unerträgliche Situation zu reagieren: passiv duldene Resignation, Anpassung an das herrschende System oder bewaffneter revolutionärer Widerstand.
In dieser Situation fordert nun Jesus Gewaltverzicht und Feindesliebe.
Feindesliebe ist ein alternativer Ansatz für eine Welt, die immer wieder hofft, Gewalt mit Gewalt bekämpfen zu können.
Den Feind lieben. Das ist nicht Schwäche und Verzicht auf eine eigene Position. Es ist auch nicht Verzicht darauf, den Schwachen gegen einen Gewalttäter zu verteidigen.
Den Feind lieben bedeutet aber den Vorrang gewaltfreier Intervention.
Den Feind lieben. Das ist die Suche nach dem, was uns als Mensch verbindet, um daran anzuknüpfen.
Den Feind lieben. Das bedeutet, eine gemeinsame Sprache zu suchen, um miteinander im Dialog zu verstehen, warum der Feind zum Feind wurde und wie eine friedliche Koexistenz klappen kann.
Den Feind lieben ist der Aufruf zur Deeskalation und vorbeugender Konfliktverhütung.
Den Feind lieben klappt manchmal besser in räumlicher Distanz, aber es ist besonders herausfordernd, wenn man in die Gewalt böser Menschen gerät.
Übungsfeld der Feindesliebe ist die Liebe zu Christen, die einen Blick auf Bibel und Tradition haben, den man selbst für falsch hält. Die Aufforderung Jesu, dass seine Jünger eins sein sollen, dient dem Ziel, die Welt zu verändern.
Manchmal verbindet uns nur der Blick auf Jesus, sonst nichts.
Manchmal lesen wir den gleichen biblischen Text, ziehen aber andere dogmatische Konsequenzen.
Ertragen wir die Brüche? Gehen wir den Weg, den wir für richtig halten ohne den anderen Weg zu verurteilen?
Die ökumenische Bewegung bringt gegensätzliche Auffassungen in einen Dialog. Wenn uns das gelingt, dann können wir versuchen, auch in der Welt gegensätzliche Auffassungen zu versöhnen.
Geht hin und versöhnt Euch mit dem Feind in Euren eigenen Reihen, dann geht in die Welt und bringt der Welt den Frieden, nach dem sich die Welt sehnt.
Die Welt wartet sehnsüchtig auf jene Kinder Gottes, die Brücken zwischen Menschen bauen.