Gläubige haben manchmal Floskeln, die für religiös unmusikalische Menschen unerträglich sind. Vielleicht gehört zu diesen Floskeln auch "religiös unmusikalisch". Vielleicht ist das ein überheblicher Gedanke, dass Christen eine Fähigkeit haben, die andere nicht haben. Sicher aber gehört zu den unerträglichen Floskeln dieser Satz:
"um Jesu willen".
Eigentlich soll der Satz die eigene Motivation unterstreichen. Ich will Dir nicht helfen, um einen Vorteil zu bekommen. Du musst mir nichts dafür geben, denn die Belohnung bekomme ich später von Jesus.
Also gehe ich durch die Welt und schaue, wo Jesus ist. Schließlich will ich am Ende auf der richtigen Seite stehen, auf der Seite der Gewinner beim Weltgericht, von dem Matthäus [Mt 25, 31-46] erzählt.
Doch aus meiner Sicht ist die Geschichte eine schallende Ohrfeige für die Gläubigen. Auf der richtigen Seite stehen jene, die keine Ahnung haben, dass ihnen die Zuwendung Vorteile bringt.
Die rechte Hand wusste nicht, was die linke tut. Es war einfach dran, bestimmte Dinge zu tun.
Da hatte jemand Hunger und Du hattest etwas zu essen. Also hast Du etwas abgegeben.
Da brauchte jemand eine Wohnung und Du hattest Platz in Deinem Haus. Also hast Du ein Bett bezogen.
Da war jemand im Gefängnis, den Du kennst. Also hast Du ihn besucht, weil es Dir wichtig schien.
Du hast gesehen, dass einem Fremden am Weg Kleidung fehlt. Du hast zu Hause Kleidung, die nicht mehr passt. Also hast Du ihm die Kleidung gegeben.
Die Christen sind nur dann das Salz der Erde, wenn sie nicht an den eigenen Vorteil denken... auch nicht an einen himmlischen Vorteil.
Die Christen sind nur dann das Licht der Welt, wenn sie andere ins Licht stellen statt daran zu denken, irgendwann selbst im Licht zu stehen.
Als die Jünger über ihren Platz in Jesu Reich nachdachten, stellte Jesus ein Kind in die Mitte.
Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder werdet ihr nicht in Gottes Reich kommen.
Wie könnte die Geschichte vom Weltgericht weitergehen?
Ich kann mir irgendwie nur schwer vorstellen, dass die Geretteten mit der Situation glücklich sind.
Gehe ich jetzt in den Alltag mit dem Ziel, so zu handeln, dass ich bei den Gewinnern stehe?
Ist mir dann egal, was mit den anderen passiert?
Setze ich mich für die anderen bei Jesus ein? Oder gehe ich einfach in den Himmel, froh darüber, nicht auf der anderen Seite zu stehen?
Danke, dass ich nicht bin wie die anderen?
Um Jesu willen ist es wichtig, nicht nur jene im Blick zu haben, die zur eigenen Gruppe gehören.
Um Jesu willen sollten wir nicht nur die lieben, die uns lieben.
Um Jesu willen sollten wir bereit sein, dieses Leben loszulassen ohne zu denken, dass uns das einen Vorteil bringt.
Um Jesu willen ist es nötig, Jesus seinen eigenen Weg gehen zu lassen.
Jesus will weder sich noch die Jünger noch die Kirche retten. Ihm geht es um das verlorene Schaf. Ihm geht es um eine gespaltene und zerrissene Welt.
Wenn wir im Leben alles getan haben, was nötig war, um dem Du zu helfen, dann war das einfach der Sinn unserer Existenz.
Was Gott daraus machen will, liegt nicht in unserer Hand.
Aber wir können sicher sein: es kommt noch was!
Am Ende siegt das Leben über Tod und Leid!
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