· 

Frieden beginnt bei mir

Gedanken zur Caritas Kampagne 2024

Der Frieden beginnt bei mir selbst. 

Was bedeutet das für das Feuer, welches in mir brennt? Soll ich es zum Schweigen bringen? Soll ich die Welt ignorieren und die Bettdecke über den Kopf ziehen? 

Jesus betont, er sei garnicht gekommen, Frieden zu bringen. Seine Botschaft ist ein leidenschaftliches Feuer, das unsere Wertordnung durcheinanderwirbelt. [Lk12, 49-53]

Die Botschaft Jesu drängt zum Handeln. Das kann zu Konflikten führen. 

Das eigene Herz aber kommt zur Ruhe, betont Jesus: 

"Ja, meinen Frieden gebe ich euch. Einen Frieden, den euch die Welt nicht geben kann. Deshalb seid nicht bestürzt und habt keine Angst." [Joh 14,27]

Der Frieden beginnt bei mir selbst. 

Was bedeutet dieser Gedanke für einen Wohlfahrtsverband, der seine Stimme für die Menschen am Rand der Gesellschaft erheben soll? 

Die Caritas ist für Menschen da. International gerät sie dabei auch zwischen die Fronten von Kriegen und Konflikten. 

Die Caritas unterstützt die Menschen in der Ukraine und sie ist auch weiterhin in Russland aktiv. Die Caritas sieht auf die leidenden Menschen, nicht auf Nationen. 


Der Frieden beginnt bei mir. Das bedeutet, den Sturm im Herzen zeitweise zum Schweigen zu bringen [Mk 4,39], weil dieser Sturm daran hindert, klar zu sehen, was der nächste Schritt ist. Wer Angst hat, geht unter. [Mt 14,30] Der Frieden, von dem Jesus spricht, schweigt nicht. Jesu Frieden achtet aber  darauf, dass nicht mit dem Unkraut auch der gute Weizen ausgerissen wird. [Mt 13, 24-30]

Zu oft passierte genau das. Oft genug wäre es klüger, beides wachsen zu lassen. 

Menschen wollten die Welt besser machen, aber sie machten die Welt zu einem schlechteren Ort. Sie antworteten auf Gewalt mit Gewalt. Dabei trafen sie nicht die Mächtigen, sondern gefährdeten die Ohnmächtigen. Im Krieg leiden die Schwachen. 

Überwindet das Böse durch Gutes, empfiehlt Paulus. [Röm 12,21]

Der Friede, den die Welt nicht geben kann, solidarisiert sich mit den Ohnmächtigen ohne daran zu glauben, dass Gewalt, Macht  oder gar Unrecht die passende Antwort auf ihre Nöte sein kann. 

Die Caritas kämpft nicht gegen oder für territoriale Ansprüche. Die Caritas widersetzt sich nicht Gesetzen und Vorschriften. Stattdessen stellt sie sich schützend vor die Ohnmächtigen und tritt als Verteidiger von denen auf, die keine Stimme haben. Das ist der Anspruch. Nicht immer kann das gelingen.

Der Frieden beginnt bei mir. 

Das kann bedeuten, sich immer wieder in die Stille zurückziehen, wenn das möglich ist. 

Ich kann anderen nur helfen, wenn ich auf mich selbst achte und nicht ausgebrannt bin.

Jesus zieht sich gerne zurück. Dreißig Tage in der Wüste bereiten sein Wirken vor.  Aber auch zwischendurch entzieht er sich: auf einen Berg, auf einen See, an einen Brunnen. 

Als die wütende Menge eine Frau brachte, die gesteinigt werden sollte, schrieb Jesus in den Sand. Er lässt sich nicht zu einer impulsiven Reaktion drängen. [Joh 8,1-11]

Kurz vor seiner Verhaftung betet Jesus. Das Gebet veränderte nicht die äußere Situation, aber die Einstellung Jesu zur Situation. Er war bereit, den unvermeidlichen Weg zu gehen. 

Der Frieden beginnt bei mir. 

Das ist kein Aufruf zur Passivität. Jesus handelt aktiv. Er wendet sich dem anderen zu. Er beruft Jünger. Er streitet mit Schriftgelehrten und Pharisäern. Er entzieht sich politischen Forderungen, selbst als König gegen die Römer zu kämpfen. 

Er verändert die Welt in der konkreten Begegnung. Ein römischer Hauptmann wird von ihm nicht abgewiesen. Jesus sieht die Sorge des Vaters um die Tochter und heilt sie. Der Heide vertraut. Mehr interessiert Jesus nicht. [Mt 8,5-13]


Der Frieden beginnt bei mir.

Das bedeutet, sich leidenschaftlich für den anderen einsetzen und dabei den anderen dort abzuholen, wo er steht. Impulsiv wird Jesus dort, wo es um das Haus seines Vaters geht. Wer sich bei Orten und Institutionen auf Gott beruft, muss sich gefallen lassen, dass sein Handeln besonders streng beurteilt wird. 

Sanft wird Jesus dort, wo Menschen neue Hoffnung für ihren brüchigen Alltag suchen. 

Der Frieden beginnt bei mir.

Das bedeutet, um die eigene Schwachheit und Ohnmacht zu wissen und deshalb zurückhaltend zu sein, wenn wir anderen begegnen, die nach Hilfe und Schutz suchen. Jeder hat seine eigene Geschichte. 


Im Leitbild der Caritas kommt diese Perspektive zum Ausdruck: 


"Vornehmstes und ureigenstes Ziel aller Caritas-Arbeit ist es, Menschen, insbesondere benachteiligte und schwache, vor Ausnutzung, vor Ausgrenzung und zugleich vor Vereinnahmung zu schützen und ihre Selbsthilfekräfte anzuregen."


Kommentar schreiben

Kommentare: 0