Dritter Tag

Notizen Zum Credo 31

Am Morgen des dritten Tages kommen Frauen zum Grab. 

Die Zählung wirkt ungewohnt. 

Der erste Tag ist der Tag der Kreuzigung. Auch da standen Frauen. 

Der zweite Tag ist die Grabesruhe. 

Der dritte Tag birgt ein Geheimnis. 

Den Tod Jesu verkünden wir.

Er ist keine Frage des Glaubens. 

Unter Pontius Pilatus wurde Jesus Christus hingerichtet.

Vor ihm viele andere.

Nach ihm viele andere. 

Es war ein Fehlurteil.

Christen sollen nicht urteilen.

Am dritten Tag berichten Frauen, was sie erfahren haben.

Geschwätz. 

Da sind sich die männlichen Jünger sicher.

In den größten Katastrophen scheint die Welt stillzustehen. Doch das Ende ist nicht das Ende. Unerwartet öffnen sich Türen. Neue Geschichten beginnen. 

Die Bibel erzählt davon.

Bereits die Vertreibung aus dem Paradies ist ein Neuanfang. 

Die Geschichte von der großen Flut kennt Verlust und Trauer. So viel Leid. War es Gott selbst, der die Lust am Menschen verloren hatte, weil der die göttlichen Erwartungen nicht erfüllt?

Dem Schreiber der Geschichte von der Sintflut scheint es so.

Am Ende steht ein Regenbogen als Sinnbild eines Versprechens.

Es wird weitergehen. 

Es wird nichts bringen, mit Strafen zu arbeiten. 

Veränderungen brauchen Zeit. Und es beginnt immer wieder neu. 

Jona weiß das. 

Er will nicht nach Ninive, um dort vom drohenden Untergang zu erzählen. 

Am Ende hat Gott Mitleid und ermöglicht eine neue Geschichte. 

Drei Tage hat der widerspenstige Prophet im Bauch eines Walfisches Zeit zum Nachdenken. 

Wie oft fühlen wir uns abgeschnitten und begraben? 

Wie oft verbauen wir uns durch unsere Überzeugungen den Ausgang?

Am Ende verändern die Menschen in Ninive ihr Verhalten und Jona ist sauer auf Gott:


Ach Herr, habe ich das nicht schon gesagt, als ich noch daheim war? Eben darum wollte ich ja nach Tarschisch fliehen; denn ich wusste, dass du ein gnädiger und barmherziger Gott bist, langmütig und reich an Huld und dass deine Drohungen dich reuen. [Jona 4,2]


Gott soll aktiv handeln und die Bösen vernichten. Das ist der Traum mancher Glaubender, die an Gott glauben, um am Ende auf der Seite der Sieger zu stehen. 

Wir verlassen jetzt alles. Dafür bekommen wir später die besten Plätze im Himmel. [Mk 10,35-40]

Dazu steht Jesus im Kontrast. 

Selbst Ostern ist nicht jener Triumph, den sich manche Christen vorstellen. 

Die Weltgeschichte geht weiter. 

Jesus selbst zeigt sich denen, die ihm im Leben vertrauten.

Es gibt eine Ausnahme: Paulus!

Der Verfolger der Christen spricht selbst davon, dass Jesus ihm erschien. 

Doch ansonsten verzichtet Gott auch nach Ostern auf eine Machtdemonstration, die unzweideutig klar macht, wer hier der Herr ist. 

Es dauert Jahrhunderte bis die Christen frei ihren Glauben bekennen können. 

Und dann? 

Die Ohnmächtigen sind zu Macht gekommen und verfolgen nun selbst. 

Zugleich gibt es Klöster und Eremiten, die daran erinnerten, dass die Ohnmacht das bleibende Kennzeichen der göttlichen Präsenz ist. 

Die Zeit vergeht und heute verlieren die Kirchen an Macht und Einfluss. 

Wir sollten dafür danken. 

Die Christen sind dann glaubwürdige Zeugen, wenn sie selbst ohnmächtig sind: 


Silber und Gold besitze ich nicht. Doch was ich habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu Christi, des Nazoräers, geh umher! [Apg 3,6]

Wunder brauchen Zeit.

Wende Dich der Welt zu. 

Nutze Deine Talente, um neue Hoffnung dem zu geben, der entgleist und ohnmächtig ist. 

Tu es nicht, um nun selbst im Mittelpunkt zu stehen. Lass den Geheilten seinen eigenen Weg gehen. Erwarte kein Danke und kein Mitgehen in Deiner Gemeinschaft. 

Lass wieder los. 

Am Ende der Reise durch Raum und Zeit wirst auch Du loslassen. 

Du hast nur gegeben, was nie Dein war.

Also alles loslassen, weil eh alles im Tod endet?

Natürlich nicht.

Ich halte fest, um mit dem, was mir gegeben ist, andere auf die eigenen Beine zu stellen. 

Ich halte fest, um Energie zu geben, die befähigt, eigene Wege zu gehen. 

Und ich gehe selbst eigene Wege, um dort zu sein, wo ich gerade nötig bin. 

Ich frage mich immer neu:

Brauche ich wirklich das, was in meiner Verantwortung steht? 

Was kann ich loslassen, um anderen eine neue Geschichte zu ermöglichen?  


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