Christi Himmelfahrt

Notizen zum Credo 33

Wohin geht es von hier weiter?

Es gibt die Erfahrung von Leid und Tod.

Die Erfahrung von Ohnmacht.

Es gibt die Erfahrung von Auferstehung und unerwartetem neuen Leben, die sich nicht so einfach als Laune des Gehirns abwerten lässt. 

Die Erfahrung von Neustart.

Nun entzieht sich Jesus Christus erneut. 

Seine Spur nach dem Ostermorgen war so klar. Nun blicken wir zum Himmel und sehen ihn doch nicht.

Seine Geschichte hatte ein Happy-End, obwohl die Macht doch alles dafür getan hatte, ihn zu vernichten. 

Auch nach der Auferstehung bleibt der weltliche  Triumphzug aus. Stephanus wird ermordet. Er sieht den Himmel offen, doch der Himmel lässt weiter das Unrecht geschehen. Nach Stephanus sterben bis heute viele für das Evangelium. 

Auch nach der Auferstehung ist die Geschichte Jesu eine leise Geschichte der Ohnmacht. 

Wo Christen selbst Macht ausüben, werden sie der Spur Jesu untreu.

Sein Weg führt in die Ohnmacht.

Seine Nachfolger ruft er in die Ohnmacht. 

In einer Welt, die mit Gewalt versucht, die Welt zu verbessern sind die Jünger Jesu das unverständliche Kontrastprogramm. Die Jünger Jesu sind nur dann Salz der Erde, wenn sie Jesus in die Ohnmacht folgen, um den Ohnmächtigen Raum zu schaffen.

Jesus schafft Raum für eigene Erfahrung. 

Auch wir sind aufgefordert, anderen Raum zu schaffen. 

Das Matthäusevangelium endet mit der Zusicherung, dass Jesus bleibt. [Mt 28,20]

Damit verbindet sich, alle Menschen zu taufen. 

In der Geschichte des Christentums wurde dies zu oft als Auftrag zur Macht gedeutet. Christliche Herrscher sorgten dafür, dass alle Untertanen getauft wurden. Doch Jesus entzog sich jeder Versuchung zur Macht. 

In der Apostelgeschichte wird Jesus kurz vor seinem physischem Entschwinden nach der Zukunft Israels befragt. Doch Jesus lässt sich nicht auf die menschliche Perspektive ein. Der Himmel hat seine eigenen Regeln. 


Er sagte zu ihnen: Euch steht es nicht zu, Zeiten und Fristen zu erfahren, die der Vater in seiner Macht festgesetzt hat. [Apg 1,7]

Der Blick geht zum Himmel. Irgendwann verliert sich die konkrete Spur des Auferstandenen. Jesus Christus hat sich gezeigt, doch nun entzieht er sich den Blicken. 

Im Lukasevangelium werden die Jünger aufgefordert, auf die Stärkung durch den Geist zu warten. Manchmal braucht es Geduld und den richtigen Augenblick, um kraftvoll durchzustarten. 

Die Zeichen seiner Gegenwart sollen für den Alltag stärken. Es nützt nichts, sie festzuhalten. 

Irgendwann müssen wir die Menschen, die vor uns in die Zeitenstille gegangen sind, wirklich loslassen. Sie gehen nicht verloren. Die Spuren der Liebe bleiben. Diese Spuren sind eine eigene Realität, die nun den weiteren Weg prägen. 

Wo finden wir Gott? 

Nicht im Blick nach oben. 

Der Himmel über uns führt in die dunkle Kälte des Weltalls. 

Nicht im Blick auf die Kirche.

Die Menschen enttäuschen uns immer wieder, auch die Gläubigen sind kein Halt. Sie können Haltestellen sein, doch wir müssen weiterziehen. 

Nicht in den Menschen, die wir lieben. 

Es gibt niemanden, der immer an unserer Seite bleiben kann. 

Nicht in der Schönheit der Natur.

All diese Schönheit ist vergänglich. Plötzlich endet der warme Sommer und grauer Nebel legt sich über die Wiesen. 


Er sagte zu den Jüngern: Es wird eine Zeit kommen, in der ihr euch danach sehnt, auch nur einen von den Tagen des Menschensohnes zu erleben; aber ihr werdet ihn nicht erleben.

Und wenn man zu euch sagt: Dort ist er! Hier ist er!, so geht nicht hin und lauft nicht hinterher! [Lk 17, 22-23]

Wir bleiben blind. Wir haben etwas erkannt und doch gibt uns das kein Recht, andere zu belehren. Die empfangene Botschaft ist kein Herrschaftsinstrument. Es geht darum, selbst umzusetzen, was wir vom Evangelium verstanden haben. 

In den Krisen unseres Lebens kann das Vorbild Jesu das Fundament sein, auf dem wir ein stabiles Lebensgebäude errichten können. 


Er ist wie ein Mann, der ein Haus baute und dabei die Erde tief aushob und das Fundament auf einen Felsen stellte. Als nun ein Hochwasser kam und die Flutwelle gegen das Haus prallte, konnte sie es nicht erschüttern, weil es gut gebaut war. [Lk 6,48]

Dieses Fundament ermöglicht, selbstbewusst das eigene Leben zu gestalten. Gleichzeitig lässt dieses Fundament anderen die Freiheit, eigene Wege zu gehen. Ich helfe und lasse los.

Ich helfe und gehe zurück in die Ohnmacht, damit andere auf eigenen Beinen stehen und nicht meinen Weg zum absoluten Du behindern. 

Jesus ist seinen Weg gegangen. Er hat sich Menschen zugewandt. Er hat Verantwortung übernommen. Doch zugleich blieb er seinem eigenen Weg treu. Dieser Weg führt ihn nun zum Vater


Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Dieser Jesus, der von euch ging und in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen. [Apg 1,11]

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