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Macht loslassen ist unser Amt

Bei der Diskussion um die Zulassung von Frauen zum Diakonat, zur Priesterweihe oder zum Bischofsamt geht es oft um Macht. 

Die Gegner der Zulassung betonen, es gehe ja nicht um Macht, denn alle Weihestufen seien Dienstämter. Tatsächlich erlebten aber viele Menschen die Träger dieser Ämter als Personen, die Macht ausüben. Diakone, Priester und Bischöfe sind besonders hervorgehoben und sichtbar. Sie gestalten und prägen Kirche. 

Jesus selbst entzog sich jeder Versuchung zur Macht. Er hätte König werden können. Doch er ging einfach weg. Seine Jünger möchten Feuer auf ein ungastliches Dorf regnen lassen. Jesus hindert sie. Die Jünger verletzten den Soldaten, der Jesus gefangen nehmen möchte. Jesus heilt das Ohr. 

Zu oft fehlt mir dieser Blick auf die Ohnmacht, die Jesus vorlebte. 

Der Sohn Gottes regiert nicht machtvoll von Rom oder Jerusalem aus. Der Sohn Gottes wandert am Rand des Imperiums. Dem römischen Hauptmann wird erst bewusst, dass Jesus wahrhaft der König ist, als er ohnmächtig am Kreuz stirbt. 

Berufung in die Nachfolge Jesu ist Machtverlust bis hin zum Kreuz. 

Reform der Ämter sollte nicht dazu führen, dass noch mehr Personen in der Gemeinschaft Macht auszuüben. Was nützt es dem Ohnmächtigen, wenn nun auch Frauen Macht ausüben? Stattdessen zeichnet sich Kirche in der Nachfolge Jesu dadurch aus, dass jeder seine Möglichkeiten in den Dienst der Ohnmächtigen stellt. 

Gebt den Hungernden! Kleidet die Nackten! Besucht die Gefangenen! 

Ich brauche kein Amt, um den Auftrag Jesu auszuüben. Ich muss auch keinen Diakon, Priester oder Bischof um Erlaubnis fragen, um den Weg Jesu zu gehen. 

Männer fallen in der Welt besonders stark dadurch auf, dass sie ihren Willen gegen Schwächere durchsetzen. Ein heilsames Amt der Männer würde die Logik durchbrechen. Aufgabe dieses Amtes wäre, die eigene Macht loszulassen und in der Gemeinde unsichtbar zu werden, um die Ohnmächtigen sichtbar und öffentlich erlebbar zu machen. 


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