Kneitschel - Vom Riesengebirge in die Welt

Namensherkunft

Kneitschels leben heute in den USA, Südamerika, Europa und Asien. Entstanden ist der Name aber im kleinen Ort Marschendorf im böhmischen Riesengebirge. Hier erhielt der Name seinen letzten Schliff. Sprachwissenschaftlich aber lässt sich daneben zeigen, dass die Vorfahren aus dem Gebiet um Leipzig und Chemnitz stammen. 

 

Das Namenskundliche Institut Leipzig kommt in seiner Untersuchung zum Ergebnis, dass der Name im ostmitteldeutschen Sprachraum entstanden ist. Er konserviert einen charakterisierenden Beinamen. 

 

Der Name Kneitschel ist in Marschendorf/Horni Marsov im östlichen Riesengebirge entstanden. Hier lebte im 18. Jahrhundert der erste Vorfahre aller, die heute diesen Namen tragen. Im Kirchenbuch Marschendorf begegnet zunächst der Name in der Schreibung Kneutschel.  Ein 1707 geborener Tobias Kneitschel hatte einen 1752 geborenen Sohn Ignatius, der 10 Kinder in Marschendorf großzog. Ein Zweig der Familie lebte wohl im 19. Jahrhundert in Goldenöls Zlatá Olešnice, also im Nachbartal. 1814 wurde dort Anna Kneitschel geboren. Ebenfalls im 19. Jahrhundert begegnet der Name Kneitschel dann bereits in Dresden, Berlin und Wien. 

 

Die Kirchenbücher von Marschendorf liegen im Archiv von Zamrsk. Sie sind dort in digitaler Form erhältlich. Danach wird Name Kneitschel noch im 17. Jahrhundert Kneutschel geschrieben. Auch der sprachwissenschaftlich schlüssige Übergang von Kneutzel zu Kneutzschel ist gut dokumentiert. Er erfolgte wohl in Trautenau/Trutnov am Ende des 16. Jahrhunderts. Es scheint so zu sein, dass sich die Familie zumindest seit dem 15. bis zum 18. Jahrhundert ausschließlich in Sachsen und Böhmen aufgehalten hat.

 

 

Kneitschel in Amerika und Asien

Am 24. April 1882 erreichte die 13jährige Anna Kneitschel New York. Weitere Kneitschels folgten in den kommenden Jahrzehnten. Heute lebt in New York Nika Kneitschel. Geboren und aufgewachsen in der Weltmetropole ist sie heute als Maklerin von Eigentums- und Mietwohnungen in der begehrten Stadt gefragte Ansprechperson.  

Sammler internationaler Briefmarken könnte der Name Victor Kneitschel begegnet sein. Der Südamerikaner brachte bereits 1930 einen Briefmarkenkatalog auf den Markt. Ein Jahr zuvor war er wohl mit seiner Familie aus Deutschland ausgewandert. Die Hamburger Passagierlisten berichtet: Mit Victor (36) reisten Jirina (23) und die Kinder Victor (11), Julia (8) und Rudolf (1). Der südamerikanische Zweig lebt dort bis heute. 

Dietmar Kneitschel war viele Jahre Repräsentant der Friedrich-Ebert-Stiftung in Sri Lanka.  

 

Österreich

Rosenbauer 

Die Rosenbauer International AG ist ein österreichischer Feuerwehrgerätehersteller mit Sitz in Leonding in Oberösterreich. Das Unternehmen ist weltweit einer der größten Hersteller von Feuerwehrfahrzeugen. Nur etwa 8 Prozent des Umsatzes macht das Unternehmen mit Feuerwehren in Österreich (Stand 2019).Im Jahr 1866 gründet Johann Rosenbauer (1828–1894) das erste oberösterreichische Feuerwehr-Ausrüstungs-Geschäft in Linz. 

Die Firma trug in ihren Anfängen den Namen Rosenbauer & Kneitschel. Heinrich Kneitschel, ehemaliger Produktionsleiter der Firma E. C. Flader Feuerlöschgerätefabrik (Jöhstadt in Sachsen),  finanzierte mit Johann Rosenbauer den Standort in Linz. Schwere wirtschaftliche Rahmenbedingungen und persönliche Differenzen belasteten allerdings die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. 1915 verließ Kneitschel die gemeinsame Firma, nachdem er auf einer Dienstreise auf dem Balkan schwer erkrankt war. Den eigentlichen Durchbruch schaffte die Firma dann nach dem Ersten Weltkrieg. 

 

Wien 

Der Name Kneitschel ist seit 1930 in Wiener Telefonbüchern nachweisbar. Bis heute leben dort Nachfahren des österreichischen Zweiges. Im Netz bietet Karin Kneitschel Coaching für Fachexperten und Berater an. 

 

 

Deutschland: 

Die ersten Spuren der Riesengebirgler Familie im Gebiet des heutigen Deutschland finden sich nach aktueller Kenntnis im 19. Jahrhundert. So heiratete Veronika Kneitschel 1882 in Dresden Herrmann Josef Hambsch.  Im sächsischen Jöhstadt war Heinrich Kneitschel Produktionsleiter der Firma Flader, die Feuerwehrgeräte herstellte. Heinrich wechselte später nach Linz, wo er die Firma Rosenbauer&Kneitschel begründete. 

 

Firma Kneitschel

Ernst Holzinger gründete 1919 eine selbständige Schreinerei, die sich nun in vierter Generation zu einer mittelständischen Firma weiterentwickelt hat. 

Auf der Internetseite der  Firma Kneitschel, die Fenster und Türen fertigt, wird erzählt, dass Reinhold Kneitschel nach dem Krieg nach Franken kam. Eigentlich war er Polizist und Friseur. Er verliebte sich aber in Lina, die Tochter von Ernst Holzinger und begann eine Ausbildung zum Schreiner. 

 

Kneitschel Regensburg und Leipzig

Meine direkten Vorfahren mit dem Namen Kneitschel kamen nach der Vertreibung 1946 zunächst in die Sowjetische Besatzungszone, wo ein Teil meiner Verwandten bis zur Wende in der Deutschen Demokratischen Republik blieb. Mein Vater verließ mit Schwester und Mutter Mecklemburg 1947. Auf mysteriöse Weise kam an der damaligen Zonengrenze mein Großvater Rudolf Kneitschel zu Tode. Der Familienzweig lebt heute  in Regensburg, Dachsbach, Leipzig, Sömmerda und Berlin.