Entscheidungen sind unvermeidbar. Manche Menschen lassen wir in unser Leben. Andere Menschen meiden wir. Jede Gemeinschaft lebt davon, dass es Grenzen gibt. Wir schließen Menschen aus, wenn wir denken, dass sie der Gemeinschaft schaden. Auch innerhalb einer Gemeinschaft sind eigene Räume wichtig, um dem Du neu begegnen zu können. Und doch ist all das kein abschließendes Urteil. Es kann sein, dass der Mensch, mit dem ich nicht zurecht komme, an einem anderen Ort und mit anderen Menschen...
Das Ich ist dem Beobachter verborgen. Wir deuten, was andere erzählen, aber wir können nie wirklich fühlen, was der andere fühlt und nie wirklich sehen, was der andere sieht. In der liebevollen Berührung kommen sich zwei Menschen nahe, doch selbst nach Jahrzehnten erahnen wir höchstens, wie sich das Leben für die geliebten Menschen anfühlt. Zärtlichkeit und Sex werden als Vereinigung, Verschmelzung und Erkennen des Du beschrieben, manche sind aber nur dem Körper nah und fern vom Du....
Eigentlich wollte ich keinen Text über die Hölle schreiben. Mein Gottesbild und mein Glaube kennen keinen Ort ewiger Qualen. Theologisch sympathisiere ich mit der Lehre von der Apokatastasis [Allversöhnung]. Sie entspricht der Zielvorstellung der Bibel, dass Jesus Christus am Ende uneingeschränkt regiert. [Phil 2, 9-11] Leider gibt es aber eine mächtige Tradition, die sich diese Herrschaft nur vorstellen kann, wenn Gegner gequält, vernichtet oder zumindest in die Wüste geschickt werden....
„Wir fühlten alle, wie tief und furchtbar die äußeren Mächte in den Menschen hineingreifen können bis in sein Innerstes, aber wir fühlten auch, daß es im Innersten etwas gab, was unangreifbar war und unverletzbar.“ Anna Seghers
Er sitzt einfach da. In sich verschlossen. Ich bin hilflos. Da gibt es doch diesen wichtigen Termin. Und Du musst doch eigentlich verstehen, wie wichtig das ist. Für Dich. Für mich. So viel Energie und Zeit wurde in die Vorbereitung gesteckt. Nun ist es endlich soweit. Und er sitzt einfach da. Augen geschlossen. Mein Blick geht in das Treppenhaus. Dort steht meine Frau. Martina? Was machst Du? Was soll jetzt passieren? Martina schaut mich an. Ein Lächeln. Wirklich? Ist Dir das alles nicht...
Wir sind uns fremd. Vorsichtig betrachte ich Deine Seele und Deinen Körper. Ich will verstehen. Dich nicht verletzen. Langsam berühre ich Deine Geschichte. Ich beginne zu verstehen. Höre Deine Worte. Sehe Dich. Wir tasten uns ins Vertrauen. Du erzählst von Freude und Leid. Ich berühre Deine Hände. Berühre die sichtbaren Stellen Deiner Geschichte. Bis hin zu den Stellen, die bedeckt sind. Kein Eindringen. Nicht unter die Kleidung. Nicht in den Mund. Ein Spiel an der Grenze. Ich küsse...
Du bist nicht alles für mich. Ich bin nicht alles für dich. Halte mich also nicht fest. Ich stärke Dich nur für Deinen Weg. Ich weiß. Es fühlt sich einmalig an. Hier und jetzt. Vermisse ich Dich. Vermisst Du mich. Spüre ich Deinen Kopf. An meinem Herzen. Kitzeln Deine Locken. In meinem Gesicht. Ich lasse Deine Zärtlichkeit zu. Du lässt meine Umarmung zu. Ich sehe den göttlichen Schatz. Tief in Deiner Seele. Wie könnte ich nicht verliebt sein? Auch Du. Hast den Schatz in mir gefunden....