Die Phänomenta in Peenemünde zeigt physikalische Experimente und optische Täuschungen.
Ein Gesicht verfolgt den Betrachter - es ist egal, ob ich links, rechts oder direkt davor stehe: das Gesicht sieht mich an wie der Große Bruder im Roman "1984". Meine Sinne aber werden getäuscht. Große Künstler nutzen Täuschungen und Illusionen, um besondere Effekte zu erzeugen.
Selbst wenn man weiss, dass es eine Täuschung ist, bleibt die Wirkung bestehen.
Und wie ist das nun mit Gott? Wenn wir Menschen uns so leicht in die Irre führen lassen? Können wir Menschen vertrauen, die sagen, sie hätten Gott erfahren?
Gott ist eine Phantasie des Menschen. Davon sind nicht wenige überzeugt. Faktisch bricht das Leben im Osten Deutschland auch ohne Gottesglauben nicht in sich zusammen. Viele sind einfach religiös unmusikalisch.
Die Existenz Gottes hängt allerdings nicht davon ab, ob Menschen daran glauben. Gottes Existenz vermuten bedeutet, davon ausgehen, dass diese Welt einen tieferen Sinn hat, dass hinter der toten Materie ein Bewusstsein steht. Die Glaubenden zeigen sich überzeugt, dass dieses personale Bewusstsein der Welt vorausgeht und immer noch da sein wird, wenn die letzte Sonne im Weltall verglüht.
Die großen abrahamitischen Religionen (Christentum, Islam, Judentum) behaupten, dieses personale Bewusstsein habe in die Welt eingegriffen. Die Christen legen noch einen drauf: Gott ist als schutzloses Kind Teil der Weltgeschichte geworden.
Und dann gibt es die Mystiker, die behaupten, einen direkten Draht zu Gott zu haben. Die offiziellen Vertreter der Religionen sehen das ja immer mit Skepsis. Denn wie soll Wahrheit von Illusion unterschieden werden. Christentum. Judentum und Islam behelfen sich da, indem sie die Wahrnehmung mit ihren Heiligen Schriften vergleichen. Leider führt auch dies zu Diskussionen und Streit.
Gibt es ein Gottesexperiment, das uns letzte Sicherheit gibt?
Die Alternative zur Existenz Gottes ist eine Welt, die irgendwann ins Nichts versinkt. Alles, was wir aufbauen, wird verschwinden wie Windhauch.
Vielleicht führt das volle Bewusstsein, dass alles im Nichts zerfallen wird, zum Ende der Geschichte. Warum sich noch anstrengen, wenn das Ende unausweichlich ist? Warum gegen einen Tod kämpfen, der ohnehin eintreten wird?
Vielleicht führt die These der Sinn- und Ziellosigkeit der Welt tatsächlich zu einer Gesellschaft, in der Menschen virtuelle Realitäten der brüchigen Wirklichkeit vorziehen.
Faktisch allerdings geht das Leben weiter. Auch Menschen ohne Glauben setzen Kinder in diese Welt am Rande des Nichts... Oder gibt es da doch tief in uns einen glimmenden Docht, der hofft, es gäbe einen Sinn, der stärker ist als das Nichts? Oder ist auch dieser letzte Funken Hoffnung Teil einer großen Illusion?
Es wäre leichter, an Gott zu glauben, wenn die Glaubenden nicht so widersprüchlich wären. Es wäre leichter, die Hoffnung auf Sinn zuzulassen, wenn Gott nicht zum Vorwand für Kriege und Vertreibungen missbraucht worden wäre. Deutet nicht die Vielfalt der Religionen an, dass es Gott nicht geben kann? Müsste Gott nicht klarer und eindeutiger erkennbar sein, wenn es ihn denn gäbe? Muss er natürlich nicht. Wer soll einem ewigen Bewusstsein etwas vorschreiben?
Es gibt Menschen, die erklären, sie wüssten, wer und wie Gott ist. Oft verwechseln sie ihre kleine Erfahrung mit einer absoluten Wahrheit, die sie uns überstülpen wollen. Uns aber, die wir auf der Suche nach Sinn sind, dürstet es nach einem DU, in dem unsere Existenz Sinn bekommt. Manche Glaubenden bieten uns das Trockenfutter ihrer Bücher und Traditionen an, wir aber suchen eine tragfähige Grundlage für unser brüchiges Leben.
E.-U.K.