Was die Christen zu sagen haben, wird unglaubwürdig durch unversöhnlichen Streit. Die Gräben verlaufen dabei nicht nur zwischen den Konfessionen. Innerhalb jeder Konfession, in Gemeinden und kirchlichen Einrichtungen kommt es zu gegenseitigen Verletzungen und gedankenlosen Worten. Das ist menschlich - und es ist trotzdem ein Skandal. Jesus selbst fordert jene, die ihm vertrauen, dazu auf, eins zu sein. Warum? Wie soll die Rede von der Liebe zum Nächsten, sogar die Feindesliebe, glaubwürdig sein, wenn die Christen bei der Liebe untereinander scheitern? Es gehört insofern zum Markenkern christlicher Gemeinschaft, immer wieder den Weg zum anderen zu finden. Wir brauchen Orte und Themen, an und in denen die Gemeinschaft der Christen sichtbar wird. Wir brauchen den Austausch der Erfahrungen und die Fähigkeit, einander zuzuhören. Dazu sind Begegnungsorte wichtig, an denen wir lernen, andere Erfahrungen zu achten und im Dialog über uns selbst hinauszuwachsen.
Die Gräben verlaufen oftmals quer durch die Konfessionen. Jesu Wort von der Einheit seiner Jünger werden wir aber nicht dadurch gerecht, dass wir nur jene in unserer Gemeinschaft willkommen heißen, die mit uns auf einer theologischen Welle schwimmen. Liebe wird gerade dort glaubwürdig, wo sie Gegensätze zusammenführt. Sie ist kein romantischer Spaziergang durch eine Berglandschaft - so schön das ist, sondern ein gemeinsames Ringen.