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Diktat im Klassenzimmer

Das Klassenzimmer ist zu klein. Zu viele Schüler. Irgendwo muss ich mich doch auch hinsetzen. Die Tische stehen schräg zum Fenster. Draußen ist Nacht. Der Sturm heult. Regen peitscht an die Fenster. Eine Pfütze bildet sich. Der Eimer steht falsch. Das Wasser tropft knapp daneben. An jedem Tisch zwei bis drei Schüler. An der Wand ist auch ein Tisch. Ich brauche Papier. 

"Überschrift: Die Katze und der Hund"

Die Lehrerin spricht langsam. Sie geht durch die Reihen. Ich suche noch nach meinem Platz. Es ist eine kleine Frau. Kaum größer als die Tische. Streng schaut sie durch das Klassenzimmer. Ich glaube, ich bin hier zu groß und zu alt. Das sind alles Schüler und auch die Lehrerin ist ja viel zu jung für mich.

"Such Dir endlich einen Platz!" Das Mädchen wirkt etwas genervt. Sie mag mich, aber sie versteht nicht, warum ich mich so schlecht einfügen kann. 

Ich setze mich an der Wand auf einen kleinen Hocker. 

Doch mir fehlt was zum Mitarbeiten. 

Also stehe ich wieder auf. 

Ich nehme ohne zu fragen ihren Block mit kariertem Papier. Das ist irgendwie unhöflich, aber sie scheint das gewohnt zu sein. Kein Protest. Und ich brauche doch etwas zum Schreiben. 

Der Block ist beschrieben. Auf jeder Seite Texte mit Kugelschreiber. Keine freie Stelle. Ah. Eine halbe Seite ist frei. Hoffentlich ist das Gedicht nicht zu lang. 

Der Hocker ist nun von einem Teenager besetzt:

"Ich brauche auch Platz. Das ist sonst ungerecht.", sagt er mir ruhig, aber bestimmt. Ich habe wohl hier die falsche Einstellung. 

Ich stelle mich an das Klavier. 

"Haben Sie noch was gesagt außer der Überschrift?", frage ich die Lehrerin. 

Sie schüttelt den Kopf. Ich bin bereit. Es kann losgehen.

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